Rebekka Knoll/ Roman: "Splittermädchen"/ Fotocredit: Schwarzkopf Verlag
Rebekka Knoll/ Roman: "Splittermädchen"/ Fotocredit: Schwarzkopf Verlag

Ihr zweiter Roman erschien 2014 und erhielt auch prompt das Kurd-Laßwitz-Stipendium der Stadt Gotha. Das Thema ist hart, aber wichtig. Es öffnet nicht nur die Augen sondern auch das Herz.


1. Dein zweiter Roman greift ein ziemlich ernstes Thema auf. Wie bist du auf die Idee gekommen darüber zu schreiben?


Rebekka: Mit dem Thema Missbrauch bin ich durch die schlimmen Geschichten verschiedener Menschen immer wieder in Berührung gekommen. Dabei ist mir aufgefallen, dass es immer wieder Familienmitglieder oder Freunde gab, die weggesehen haben. Ich wollte eine Geschichte über ein Mädchen schreiben, dass Täter und Opfer sehr gut kennt und trotzdem nicht wegsieht, sondern sich klar positioniert.


2.Wie hast du so viele Einzelheiten über „Stefan“ gesammelt?


 Rebekka: Gemeinsam mit einer befreundeten Psychologin habe ich viel über Stefan und seine Pädophilie nachgedacht, wir haben viel über ihn diskutiert. Dadurch ist er ein immer plastischerer Charakter geworden.


3.Dem Leser geht dein Roman ziemlich nah. Wie war es bei dir, als du ihn geschrieben hast?


Rebekka: Obwohl es mir an vielen Stellen nicht leicht gefallen ist weiterzuschreiben, konnte ich gleichzeitig nicht damit aufhören. Der Roman ist in ziemlich kurzer Zeit entstanden – obwohl ich hin- und hergerissen war.


4.Hast du gegenüber deiner Figur „Stefan“ selbst so etwas wie Abneigung empfunden?


Rebekka: An vielen Stellen hat er mich angeekelt und abgestoßen, aber gleichzeitig hatte ich ihn schon längst ins Herz geschlossen. Am Ende hatte ich vor allem Mitleid mit ihm. Figuren zu erfinden, die ich durchweg hasse, finde ich nicht so spannend, wie von den verschiedenen Gefühlen zu ihnen verwirrt zu werden.


5.Wieso ist es wichtig über dieses Thema zu schreiben?


Rebekka: In erster Linie, um das Tabu zu brechen. Über dieses Thema sollte viel mehr gesprochen und nachgedacht werden. Nicht nur, um den Opfern besser helfen zu können, sondern auch, um den Betroffenen der Pädophilie dabei zu helfen, gar nicht erst zum Täter zu werden.


6.Hättest du ähnlich wie Ela reagiert?


Rebekka: Ich hoffe nicht – Ela reagiert absolut nicht nachahmenswert. Sie ist in einer extremen Situation und weiß bald selbst nicht mehr, was ihr wirklich passiert ist. Zum Glück kenne ich mich selbst in so einer Situation nicht und weiß daher auch nicht, wie ich mich unter diesen Umständen verhalten würde. Aber Ela und ihre Freunde zu erfinden war natürlich auch für mich eine Möglichkeit, unterschiedliche Reaktionsvarianten durchzuspielen.


7.Wie bist du vor dem Roman mit dem Thema umgegangen und inwiefern hat sich deine Einstellung nach dem Schreiben verändert?


Rebekka: Vor dem Roman habe ich mich meist nur oberflächlich mit dem Thema auseinandergesetzt. Durch „Splittermädchen“ habe ich vor allem die Täterperspektive besser kennengelernt und denke, dass ich vieles mittlerweile differenzierter sehe.


8.Was willst du uns mit dem Buch noch mitgeben?


Rebekka: Natürlich ist es schwer, offen über ein Thema wie Missbrauch zu sprechen, schließlich geht es uns allen sehr nah. Ich glaube aber trotzdem, dass es der falsche Weg ist, es zu tabuisieren. Stattdessen sollten wir mutig sein und Missbrauch viel öfter zum Thema machen.