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Buch: Tigermilch

 

Autorin: Stefanie de Velasco

Erschienen: 2013

ISBN: 9783462045734

Verlag KiWi

 

Meine Rezension

 

Nini und Jameelah sind beste Freundinnen, schon immer gewesen. Sie sprechen die O-Sprache, knacken Wörter, kaufen sich Ringelstrümpfe, trinken Tigermilch und gehen an der Kurfürsten entlang. Sie sind 14, ein endlos langer Sommer liegt vor ihnen und sie wollen ihr dämliches erstes Mal hinter sich bringen. Am liebsten mit Nico, den findet Nini süß und Jameelah steht auf Lukas. Doch dann beobachten die beiden einen Mord und das wirft so manche Pläne aus der Bahn. Jameelah will nicht zu Polizei, sie hat sowieso schon Ärger mit der Ausländerbehörde, Nini jedoch will diese Sache nicht für sich behalten. Plötzlich scheint das erwachsen werden gar nicht mehr so Vorteilhaft und die Sommer viel zu kurz.

Was wie eine Mischung aus Kinderstrich und Spielplatzkrimi klingt ist ein sehr spannendes Jugendbuch das mich teilweise an "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" oder "Little Thirteen" erinnerte. Zwischen dem schmalen Grad der Kindheit und dem großen Etwas des erwachsen werdens, spielen sich Zweifel, Ängste und Hoffnungen ab. Stefanie de Velasco mixt dabei gesellschaftskritische Themen mit denen einfacherer Gedanken junger Mädchen, setzt alles in die Szene einer Großstadt und schreibt damit einen erfolgreichen Roman. Das Konzept ist gut durchdacht, auch wenn ich im Nachhinein doch schon das ein oder andere Bemängeln kann.  Fast erscheint es mir wie ein gewollt problematischer Roman, denn neben dem Erwachsen werden, erstem Sex und Streitigkeiten zwischen Freundinnen, kommen auch sehr viel kritischere Themen dazu wie Abschiebung und Mord. Klar peppt es das Buch auf und baut noch mehr Spannung ein, dennoch sollte sich ein Schriftsteller entscheiden welchen Weg er geht, will er eine Coming of Age Geschichte oder einen mitreißenden Krimi schreiben. Zum Glück findet de Velasco auch hier irgendwie wieder die richtige Mischung. Zwischen gewollt cooler Jugendsprache und lustigen Erfindungen wie der O-Sprache pendelt Tigermilch zwischen "nicht ernst genommen werden" und coolem Stil. Es ist die moderene Version von "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo", statt Drogen gibt es Tigermilch und statt dem eigenen Tod vor Augen haben Nini und Jameelah einen anderen Tod gesehen. Ich mochte auch dieses Bild von einem unbeschwertem Sommer im Vergleich zu den Dunklen Wolken all der kommenden Ereignisse und gegen Ende hatte ich dann auch Tränen in den Augen. Jugendbücher sind in den letzten Jahren sowieso zu einem meiner Lieblingsgenre geworden, sie sind so viel ehrlicher, lebendiger, voller Energie und Lebensfreude, und genau das vermittelt auch Tigermilch. Es ist vielleicht keine "Wilde Hühner" Geschichte wie wir sie damals gelesen haben, das Gemüt des Lesers muss schon einiges Aushalten, aber ist es nicht genau das was momentan so gut ankommt? De Velasco wagt etwas, geht gerne auch mal den düsteren Weg und genau das passt und bleibt im Gedächtnis hängen. Dieses Buch lohnt sich gelesen zu werden, darauf gebe ich den Pinkischwur!

 

Meine Meinung: