Buch: Solange wir Lügen

 

Autorin: e. Lockhart

Erschienen: 2015

ISBN: 978-3-473-58512-0

Verlag: Ravensburger

 

Meine Rezension

 

"Wenn du an einem Ort leben möchtest, wo Menschen keine Angst vor Mäusen haben, darfst du nicht in einem Palast wohnen."

 

Cadence, Mirren, Jonny und Gat verbringen all ihre Sommer auf einer privaten Insel der Familie Sinclair. Bis auf Gat gehören sie alle zu dieser wohlhabenden Familie. Doch während die Erwachsenen ihre eigenen Probleme haben, verliebt sich Cadence in Gat und in die Sommer auf der Insel. Dabei sehen sie sich außerhalb dieser Zeit nie. Und während sie älter werden und die Sommer an ihnen vorbeirauschen, werden sie erwachsen. Gat hat eine Freundin, Mirren gibt vor einen Freund zu haben, Jonny ist das alles egal und Cadence verliert sich in ihren Gefühlen und Zweifeln. Doch ein Sommer ändert alles. Cady hat einen Unfall und wird nass und nur in Unterwäsche am Strand der Insel gefunden. Sie kann sich an kaum etwas von diesem Sommer erinnern und erst Recht nicht an den Unfall. Die Zeit danach verblasst und Cady leidet immer mehr an Kopfschmerzen. Den Sommer darauf verbringt sie fernab der Insel. Doch sie weiß das sie sich ihren Dämonen stellen muss, sie will die anderen Wiedersehen und herausfinden was damals geschehen ist, wer sie ist und was sie vielleicht gemacht hat. Als sie zurückkehrt wirkt alles verändert, oder hat nur sie sich verändert?

 

Ich bin gerne in der Sektion Jugendbuch unterwegs und ich mag auch sehr gerne das Genre Coming-of-age. Bei „Solange wir Lügen“ finde ich beides vereint in einer verzwickten Familiengeschichte die zunächst nicht wirklich durchblicken lässt wohin sie einen tragen möchte. Zu Anfang findet man einen Stammbaum der Familie, dennoch sind die ersten 20 Seiten schwer zu lesen, denn so wirklich durchblicken wer nun wer ist tut man nicht. Doch sobald klar wird um wenn es hier wirklich geht findet man schnell Zugang zu den 4 Jugendlichen, die wie eine eingeschworene Einheit agieren. Der Twist mit dem Unfall bringt dann auch die nötige Spannung, weg von der allzu kitschigen Liebesgeschichte zwischen Gat und Cady. Ab dem Moment lässt und e. Lockhart dann einen aber wirklich lange zappeln. Das Buch entwickelt einen Bann der ausgehend von dem Geheimnis um den Unfall, das alle versuchen zu wahren, eine Spannung entwickelt die kaum auszuhalten ist. Der Schreibstil wirkte am Anfang etwas zu gewollt poetisch, aber sobald man in die Geschichte abgetaucht ist gewöhnt man sich an Lockharts Stil und an Cadys Sturheit. Der schönste, dramatischste und packendste Moment in dem ganzen Buch ist die Wendung zum Schluss ohne die das Buch wahrscheinlich auch eine Menge an Emotionen und Überraschung verloren hätte. Leicht und wie ein Gedicht beschreibt Lockhart eine Freundschaft, eine Liebe zu einem Menschen und einem Ort, zu einem Moment und zu einem Gefühl. In irgendeiner von den vielen Facetten von Cady findet sich jeder Leser wieder und so macht die Autorin es einem leicht wieder zu einem Jugendlichen zu werden und durch all diese Sorgen und Ängste zu gehen. Der Hauch von Mystery und Thriller und Familiendrama welche dem Buch anhaften geben ihm den Touch welches es braucht um mehr als nur eine lose, schon oft gelesene Liebesgeschichte zu sein. Dabei wirkt das Buch wie aus einer anderen Welt. Es fast ausschließlich im Sommer spielen zu lassen, ohne auf das alltägliche Leben der Figuren einzugehen bringt noch einmal eine bestimmte Stimmung mit. Einzig der Titel der den Vier Lügnern gegeben wurde fand ich unpassend und wurde nie wirklich erklärt: Ebenso der Titel des Buches ist in meinen Augen eine Fehlentscheidung. Darüber hinaus ist die angespannte Stimmung nach Cadys Unfall so brillant erzählt und wird so gekonnt in die Länge gezogen, ohne das Buch spürbar zu dehnen, das es einen nach der Hälfe wirklich Freude macht zu lesen. Ravensburger wartet immer mit den überraschendsten Büchern aus dem Jugendbereich auf und da haben sie auch mit „Solange wir Lügen“ einen Volltreffer gelandet. Einfach schön und fesselnd und ein Cover das einem zum Kaufen einlädt schon ohne den Klappentext gelesen zu haben. In diesem Falle aber eine wunderschöne Überraschung die man nicht bereut.

 

Meine Meinung: