Buch: Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert

  

Autor: Joel Dicker

Erschienen: 2013

ISBN: 978-3-492-30754-3

Verlag: Piper

 

Meine Rezension

 

„Bücher sind wie das Leben, Marcus. Sie sind nie wirklich zu Ende.“

 

Marcus Goldman ist nach seinem Debütroman ein gefeierter Autor. Doch nun steht er unter Druck, denn der Verlag will schnellst möglich ein zweites ebenfalls geniales Buch von ihm. Nachdem er nach monatelangen Schreibversuchen immer noch nichts wirklich gutes hinbekommen hat flieht er nach Aurora, einer Kleinstadt in der ein guter Freund von ihm wohnt. Harry Quebert versucht Marcus wieder aufzubauen, er kennt die Schriftstellerkrankheit, litt er doch selbst mal daran. Doch dann rücken andere Ereignisse diese Misere in den Hintergrund. Auf Harrys Grundstück wird eine Leiche gefunden bei der es sich um ein vor dreiunddreißig Jahren verschwundenes Mädchen namens Nola Kellergan handelt. Und es kommt noch schlimmer, denn Harry steht im Fokus der Ermittlungen, es ist das Manuskript seines Bestsellers das bei der Leiche gefunden wird. Marcus eilt seinem Freund sofort zu Hilfe, für ihn ist klar: Harry ist unschuldig. Nach und nach findet er einiges über seinen Freund heraus, auch das dieser in Nola verliebt gewesen war. Doch wer war diese Nola Kellergan? Und wer in Aurora versucht Harry eines Verbrechens zu beschuldigen das er nicht begang?

 

Joel Dicker schreibt einen erfolgreichen Roman über zwei erfolgreiche Romane und zieht dabei eine schriftstellerische Leistung aus dem Hut, die man so selten gesehen (bzw gelesen) hat. Dieses 700 Seiten Buch, dieser dicke Wälzer, ist ein Werk geworden das einen durch die verschiedensten emotionalen Gefühle schickt, dabei nicht einmal an Spannung missen lässt und sich dabei, während es erklärt wie ein Buch geschrieben wird, praktisch selbst schreibt und verkauft. Diese Finesse lässt aus einem mir bisher unbekannten Namen einen der größten Schriftsteller seiner Zeit werden. Was Dicker hier entstehen lässt ist wahrlich Kunst, gespickt mit dem Können ein Buch rückwärts herum aufzurollen und dabei gradlinig immer wieder in die Irre zu leiten. In einem von Harrys einunddreißig Tipps, die den Anfang jeden Kapitels bilden, sagt Harry einmal „Das letzte Kapitel eines Buchs, Marcus, muss immer das schönste sein“, Dicker gibt damit nicht nur den Ratschlag, sondern befolgt ihn auch noch. Somit ist sein Roman ein nicht enden wollender Schreib- und Lernprozess, vor allem für junge Autoren die es folglich lesen. Aber auch für Leser die weiter mit Schreiben nichts am Hut haben ist Dickers Werk ein Werk voller Lebensweisheiten die einen zum Träumen anregen, die einen lehren und anregen zu Lieben, denn neben dem Bücher schreiben ist das, nach Harry, der zweite Sinn des Lebens. Und wer keine Geschichte über eine große Liebe lesen will, der hat noch den Krimi, die vielen überraschenden Wendungen, die scheinbar auch nie enden wollen. Es gibt Bücher bei der sich der Leser ärgert, wenn der Autor beginnt weitschweifend auszuholen, nicht so bei Dicker, bei ihm ist jeder Einwurf, jede noch so verzweigte Geschichte in der Geschichte herzlich willkommen und nie ein nerviger Schlenker der nur das Ende hinauszögert. Vielleicht ist es die Geschichte selbst, eine Geschichte über einen Schriftsteller der doch einfach nur einen zweiten ebenfalls erfolgreichen Roman schreiben will und dabei zunächst kläglich scheitert, was aus Dickers Roman eine so fabelhafte Idee macht aus der nachfolgend auch ein Bestseller wurde. Aber es ist auch Dickers großartiges Talent, das sicherlich in ihm steckt, das aus dieser fabelhaften Idee einen großen Roman werden ließ. Hoffentlich ist das nachfolgende Werk ebenfalls ein schriftstellerischer Hammer, auch wenn Harry im Buch aufwirft, das vielleicht jeder Schriftsteller nur „ein“ Buch schreibt. Auf so einer langen Reise wachsen einem nicht nur die Figuren ans Herz, aber auch da hat Harry eine Erklärung für, denn „Ein gutes Buch, ist ein Buch, bei dem man bedauert, dass man es ausgelesen hat“. Wie Recht Harry hat!

 

Meine Meinung: