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Buch: Die Mitte der Welt

 

Autor: Andreas Steinhöfel

Erschienen: 1998

ISBN: 978-3-551-31597-7

Verlag: Carlsen

 

 

Meine Rezension

 

„Es ist einer dieser heißen, himmelblauen Tage, die nach Vanilleeis und Sommer und Zukunft schmecken, einer der Tage, an denen das Herz ohne vernünftigen Grund höherschlägt und an denen man jeden Eid schwören würde, dass Freundschaften nie enden.“

 

An einem eisigen Abend kommt Phils nicht ganz so normale Mutter in Visible an, einem Ort der Jahre später immer noch das seltsame Zuhause von Phil und seiner Zwillingsschwester bilden soll. Im Ort gelten sie schnell als die Hexengeschwister und werden gemieden. Aber dann gibt es da noch Kat, Phils beste Freundin, Vanilleeis und endlose Tage im Garten hinter dem Haus, eigentlich könnte Phils Leben perfekt sein wäre da nicht der stille Streit zwischen Dianne und Glass, Glass Vorliebe für Männer, Phils Wunsch nach mehr als nur dem Leben in Visible, das Geheimnis um den Vater von Phil und Dianne und der verschlossene, unerreichbare Nicholas der

plötzlich in Phils Leben tritt. Und von da an überschlagen sich die Ereignisse.

 

„Der denkende Mensch ändert seine Meinung.“

„Sagt wer?“

„Sagt Nietzsche.“

„Wer ist Nietzsche? Sieht er gut aus?“

 

Andreas Steinhöfel hat einen ganz besonderen Sinn, wenn es um Jugendbücher geht, in seinen Geschichten existieren die Abenteuerkinder, die etwas schrägen und umso mehr liebenswerten Charaktere, ob die Helmtragende Junge aus „Oskar, Rico und die Tieferschatten“ oder eben eine sich Schnecken ins Ohr steckende Dianne aus die „Mitte der Welt“. Die Generation über die Steinhöfel schreibt kennt noch kein Cybermobbing, Handys, oder Freundschaften übers Internet, hier finden noch Kriege im Schlamm statt und Entdeckungstouren durch halb leerstehende Häuser. Der Erzählstil erinnerte mich an „Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ von dem ich sehr begeistert war, wir pendeln zwischen Gegenwart und Vergangenheit, zwischen seltsamen Ereignissen und schockierenden Wahrheiten. Das einzige was selbstverständlich ist, das Phil auf Jungen steht. Und das ist auch wieder das erfrischende an dem Buch, keine Geschichte über ein Coming out, keine 450 Seiten darüber wie Phil es wohl seiner Familie sagen wird. Steinhöfel mimt keinen Moral Apostel. Es ist eine Liebesgeschichte die genauso normal ist wie jede andere und die nicht einmal im Mittelpunkt der Handlung steht, denn viel mehr es geht um Familie, um das Leben das man manchmal nicht ganz versteht, um Freundschaften die so stark sie auch sein mögen zerbrechen können. Steinhöfel schreibt hierbei nicht einfach nur ein Buch über einen Jungen der es nicht immer leicht hat und sich dann in einen anderen Jungen verliebt, er kreiert mal wieder Figuren die nicht in die Gesellschaft passen wollen, er schenkt seiner Handlung wieder das Besondere, einen Funken Magie, etwas das wir vielleicht nicht auf Anhieb verstehen, wie Dianne und ihre Beziehung zu der Natur, so wie das Leben nur mal ist, so sind auch die Geschichten von Steinhöfel.

„Du kannst deine Angst für eine Weile aussperren, aber irgendwann musst du dich ihr stellen.“ Es sind Sätze wie dieser, die einen durch das Buch begleiten, Zitate die man so schnell nicht vergessen kann. Und so schreibt Steinhöfel wieder einmal eine leichte, manchmal lustige, manchmal verrückte Geschichte in der so viel Liebe steckt wie in dem verwinkelten riesigen Visible und die so offen, frei und ehrlich ist, dass man nicht anders kann als sich in ihr zu verlieren.

 

Meine Meinung: