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Buch: Dass Ich Ich bin, ist genauso verrückt wie die Tatsache, dass Du Du bist

 

Autor: Todd Hasak-Lowy

Erschienen: 2016

ISBN: 978-3-407-82171-3

Verlag: Beltz & Gelberg

 

Meine Rezension

 

„10 Ziffern, die Darren auf seiner Handytastatur drückt

 

1. Die

2. Ziffern

3. von

4. Zoeys

5. Telefonnummer,

6. die

7. er

8. auswendig

9. gelernt

10. hat.“

 

Darren ist 15., Schule hasst er, vor allem weil er keine Freunde hat und seit sein Bruder Nate zur Uni geht, auch niemanden mehr zum reden. Seine Eltern sind geschieden und die Vorstellung das sie je wieder zusammen kommen könnten zerplatzt in dem Moment, als sein Vater ihm mitteilt, dass er Schwul ist. Darrens Welt steht Kopf und er macht sich gar nicht groß Gedanken als er einfach Zoey Lovell anspricht und sie fragt ob sie ihn zum Busbahnhof fahren könnte. Und als Zoey kurzer Hand sogar mitfährt seinen Bruder besuchen weiß Darren noch gar nicht das dies sein Leben verändern wird. Denn von nun an existiert nur noch Zoey in seinen Gedanken. Auch als sie plötzlich verschwindet und er erfährt das ihre Eltern sie weggeschickt haben. Er lernt andere Mädchen kennen, feiert seinen 16. Geburtstag, doch irgendwie muss er immer wieder an Zoey denken und daran was sie ihm erzählt hat, dass es nämlich irgendwo eine Person gibt die das gleiche Muster trägt wie man selbst und das man diese Person finden muss, damit man sein restlichen Leben mit ihr verbringen kann. Doch Zoey zu finden ist gar nicht so einfach.

 

Es ist schon eine typische Coming-of-age Geschichte die mich entfernt an John Greens „Margos Spuren“ erinnerte, vor allem an eine weibliche geheimnisvolle Hauptfigur Margo. Auch Zoey ist eine starke Persönlichkeit von der wir nicht wirklich erfahren warum sie so ist wie sie ist und warum sie denn nun weggeschickt wurde, aber all das steht auch gar nicht im Zentrum der Handlung. Viel mehr geht es um Darren der eine ganze Menge zu erfahren hat, vor allem das sein Vater Schwul ist. Jetzt denkt man sich irgendwann im Laufe der Geschichte, Schwul sein ist doch nicht schlimm und warum macht er da so ein Drama draus, aber genau das schreibt Hasak-Lowy wieder ganz geschickt, wie ich finde. Ich meine, wenn man plötzlich erfährt das sein eigener Vater eigentlich schon immer auf Männer stand fragt man sich doch schon warum er dann solange mit der eigenen Mutter zusammen war. Hierzu findet die Figur Nate die richtigen Worte: „Wenn er sich von Anfang an eingestanden hätte, dass er schwul ist. […] Dann wären wir beide nie geboren worden.“ Es ist eben doch nicht immer alle so einfach und nicht auf jede Frage gibt es eine Antwort, aber es gibt Listen die man anfertigen kann, unendliche viele Listen. Und das ist der zweite Teil der mich an dem Buch fasziniert hat, denn nur die typische Coming-of-age Geschichte hätte dieses Werk ganz sicher nicht interessant gemacht. Hasak-Lowy schreibt nämlich sein ganzen Buch in Listen. Da muss man sich erst mal beim Lesen dran gewöhnen, denn den Lesefluss stört es am Anfang schon ziemlich. Doch sobald der Stil akzeptiert und aufgenommen wurde rutscht die Geschichte, Seite für Seite, durch die Hände. Eine wunderbare Idee, diese Zeit zwischen Kind sein und Erwachsen werden auf diese Art einzufangen und festzuhalten. Schade fand ich manchmal nur die Zeitsprünge, weil ich gerne mehr in dem Augenblick davor geblieben wäre. Aber auch so ist es eine warmherzige Familien/Drama/Liebesgeschichte geworden die den Streit zwischen Geschwistern genauso real darstellt, wie die erste Liebe. Es ist nämlich nicht immer alles rosa rote Wolken und happy Sonnenschein. In Hasak-Lowys Buch stecken ehrliche Worte und Gefühle und das merkt man als Leser sofort. Das ist der Stoff von Heute, Morgen und Immer, denn Erwachsen werden tun wir alle.

 

Meine Meinung: