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Film: Die Mitte der Welt

 

Regie: Jakob M. Erwa

Erschienen: 2016

Länge: 111 min

FSK: 12

 

Meine Meinung:

 

Phil kommt gerade zurück aus Frankreich und spürt sofort das zu Hause etwas anders ist. Seine Mutter Glass und seine Schwester Dianne gehen sich strickt aus dem Weg und niemand redet mit ihm darüber. Zumindest zwischen ihm und Kat ist alles beim alten geblieben und auch wenn Phil niemals auf irgendein Mädchen stehen wird, gehört er doch irgendwie für immer Kat. Und plötzlich taucht Nicholas auf, dieser geheimnisvolle Neue von dem Phil nur weiß das er ihn schon einmal gesehen hat. Kat merkt sofort das Phil Interesse an dem Neuen hat, aber was sie nicht weiß ist, das Phil sich hinter ihrem Rücken mit ihm trifft und das da mehr ist als nur die Blicke auf dem Sportplatz. Wären die Versteckspiele schon nicht genug muss nun auch noch seine Mutter wieder einen Mann anschleppen, doch diesmal scheint sie es ernst zu meinen. Auch Dianne hat Geheimnisse und verschwindet jede Nacht heimlich, während Phil auch die Liebe zu Nicholas noch nicht genug ist, immer noch wünscht er sich nichts sehnlicher als seinen Vater zu finden.

 

Das Jakob M. Erwa noch recht jung ist und noch nicht allzu viele Filme gemacht hat, wird schnell deutlich. Seine Art an den Stoff heranzugehen ist erfrischend anders als ich es mir vorgestellt habe. Gerade erst habe ich das Buch beendet und blicke daher mit einem skeptischen und dennoch neugierigen Blick auf den Filmstoff, denn man muss zugeben das Buch macht es einem nicht leicht daraus einen Film zu produzieren. Viel zu oft wechselt Steinhöfel zwischen Gegenwart und Vergangenheit, erzählt und erzählt über Phil, seine Liebe, seine Freundschaft, sein Leben. Das Buch ist großartig geschrieben, aber eben nicht leicht in fast 2 Stunden zusammenzufassen. Bei Buch Verfilmungen muss immer gekürzt werden und oft sind das die kritischen Stellen an denen Fans des Buches sich gleichzeitig denken: so war das aber im Buch gar nicht. Da muss ich ehrlich sagen, dass der Film vieles sogar besser macht als das Buch und das sie Streichungen von Sequenzen, Personen und Geschichten gar nicht so sehr ins Gewicht fällt, vielleicht hätte man sie auch im Buch nicht vermisst. Doch eines stört mich in de ersten 20 Minuten des Filmes arg: die Schnitte. Sie sind hektisch, experimentell und geben einem kaum die Gelegenheit in die Handlung einzutauchen. Sie spiegeln zudem so gar nicht die Ruhe wieder die mich beim Buch so begeistert hat, die Ruhe einer Kleinstadt in der nicht viel passiert. Zu schnell will der Film hier zu viel erzählen, springt zu oft zu aufgeregt zwischen dem jungen Phil und dem älteren Phil hin und her. Ich weiß nicht ob ich den Film an der Stelle wirklich verstanden hätte ohne das Buch zu kennen. Vor allem die Schnitte die sinnlos erscheinen, wie wenn Phil mit dem Fahrrad durchs Feld fährt und der Schnitt weder verursacht das Phil näher kommt, noch ein Sichtwechsel stattfindet, sind es die mich immer wieder rausreißen. Genauso wie wenn Gespräche stattfinden und das ganze erst aus dem Off passiert, während wir die Personen noch gar nicht sprechen hören und dann doch noch die Gesprächssituation gezeigt wird. Zum Glück wird der Film gegen Ende ruhiger, lässt mehr Zeit für Blickaustausch, für Gespräche die nicht zwischen Tür und Angel oder im Gehen stattfinden. Neben der gefühlt nie stehen bleibenden Kamera sind es aber wieder die Figuren die mich überzeugen. Louis Hofmann von dem ich schon länger begeistert bin zeigt hier eine ganz neue Seite von sich und wieder einmal beweist er das er seinen Job versteht, dass er sich den Figuren ganz und gar hingeben kann, nur ab und zu finde ich seine Mimik überzogen, schafft er es nicht ganz den Buch Phil zu zeigen. Maßlos begeistert bin ich dafür von Kat, hier noch viel flippiger als im Buch beschrieben passt sie einfach als wäre sie dem Buch entsprungen. Leider wieder etwas unpassend sind die jungen Darsteller von Phil und Dianne, sie schaffen es nicht wirklich die jüngeren Versionen zu verkörpern, nicht so wie man sie während des Lesens vor den Augen hatte. Alles in allem könnte ich noch lange die Unterschiede, Gemeinsamkeiten und natürlich die Umsetzung bemängeln und loben. Es ist vielleicht nicht ganz so leicht aus einem solchen Stoff einen ebenbürtigen Film zu zaubern, aber trotz einiger Schwächen finde ich das Jakob M. Erwa doch eines auf jeden Fall geschafft hat: Er hat den Zauber eingefangen den das Buch beim Lesen erschuf. Und mit etwas Abstannt zum Buch werde ich vielleicht feststellen, das der Film eine gelungene Umsetzung ist, was nicht heißt das man das Buch nicht gelesen haben sollte!

 

Meine Meinung: