Film: Freistatt

 

Regie: Marc Brummund

Erschienen: 2015

Länge: 104 min

FSK: 12

 

Meine Kritik

 

Wolfgang kann sich nicht mit dem neuen Freund seiner Mutter anfreunden, dieser auch nicht mit ihm. Und so wird er kurzerhand nach Freistatt geschickt, ein christliches Erziehungsheim. Was erst so aussieht wie ein Haufen wohlerzogener Jungen, entpuppt sich schnell als Trugbild. Wen sie nicht von ihren Aufsehern geschlagen werden, müssen sie im Moor arbeiten. Briefe nach Hause werden kontrolliert und Post für die Jungen kommt nie an. Während Wolfgang mit dem Anführer der Jungen, Bernd, aneinander gerät, muss er gleichzeitig feststellen das aus diesem Heim zu fliehen, fast unmöglich ist. Doch er lässt sich nicht unterdrücken, tut was er beliebt zu tun, und feuert somit auch den Ehrgeiz der anderen an. Als ihm eine Fluch gelingt, muss er am Ziel einsehen, das er nicht mehr nach Hause zurück kann.

 

Solche Filme sind nicht gerade leichte Kost, vor allem wenn man weiß das sie auf wahren Begebenheiten beruhen. Trotzdem war ich schnell fasziniert, und das nicht wegen den echt schon brutalen Szenen, denen ich eher eine Altersfreigabe von 16 zugemutet hätte, sondern wegen der Darsteller, sowohl Louis Hofmann als auch all die anderen kleineren Rollen. Herausragend! Ich habe teilweise die Luft angehalten, weil ich den Hofmann noch nicht spielen gesehen hatte. Der Junge hat ein Talent, das ist sicher! Aber auch der Film weiß das Thema gut umzusetzen. Nichts für leichte Nerven. Wenn wir in diese "Irre" Welt eintauchen, der eine gut behütete Kindheit voraus geht, mit dem Lieblingskuchen, guten Freunden, sonnigen Tagen und plötzlich sitzen wir in einem engen Raum, werden jeden Tag ins Moor gescheucht, halb Tod geprügelt. Und dann kommt der Twist, ohne den die Geschichte doch Recht vorhersehbar einem roten Faden gefolgt, der dann nicht ganz so hängen geblieben wäre. Wenn wir an dem Punkt angelangen wo sich alles ändert und Wolfgang sich selbst aufgibt. Das ist wahnsinnig gespielt, das ist beängstigend in Bild und Ton. Das alles hatte mich an Morton Rues Buch "Boot Camp" erinnert, sie brechen die Charaktere der Kinder, machen "Soldaten", aus ihnen. Da will man nicht dran denken das dies wirklich so passiert ist. Ein Film der sehr lange noch nachhängt, der nicht nur eine sehr tiefgehende, schockierende Geschichte erzählt, sondern auch den Cast ins richtige Licht rückt, oder der Cast lässt den Film brillant erscheinen? Das ist dann im Nachhinein nicht wichtig! Manchmal hatte ich das Gefühl der Film wolle vor allem die Gewalt hervorheben, da ging fast keine Szene ohne eine Hand auf einer Wange aus, wenn wir aber tiefer eintauchen und die zwischenmenschlichen, wie freundschaftlichen Seiten wichtiger werden, dann zeigt der Film erst wie gut er wirklich ist. Ich finde die Szenen in denen man die Luft anhält und Tränen in den Augen hat, sind wichtig, sollten aber nicht durchgängig angewandt werden. Und das tut der Film zum Glück nicht!

 

Meine Meinung: